James Bay
von Roberta Fischli
Fünf Wörter. Fünf Wörter hat die Frage, die James Bay fast täglich hört, sie lautet: „Wie hast du es geschafft?“ Im Hintergrund quengeln Sirenen, Bay spielt heute in Brüssel, die gesamte Tour ist ausverkauft, er sagt: „Die Antwort ist ganz einfach“. Der Engländer ist nicht ins Rampenlicht gestolpert. Mit elf bringt er sich das Gitarrenspielen bei, mit dreizehn liebt er es, mit neunzehn ist er besessen davon. Er zieht nach Brighton, die englische Küstenstadt mit den farbigen Häusern und offenen Bühnen. Zwei Jahre lang arbeitet er in einer Bar, er glaubt, für immer hängen zu bleiben. Nebenbei spielt er in Pubs, er muss die Leute gewinnen, jeden Abend. Der Anruf aus New York kommt am Tag, an dem er aufgeben will. Ein Label hatte sein Konzertvideo entdeckt und will ihn einfliegen lassen. Bay geht zurück in die Bar, es ist das letzte Mal, er sagt: „Sorry, ich flieg nach New York und unterschreibe einen Plattenvertrag. Mit „Let it Go“, einem Song übers Loslassen, leidet er sich zum Durchbruch. An den Brit Awards 2015 gewinnt er den Kritikerpreis. An seinem ersten Auftritt in Berlin dirigiert er zweihundertfünfzig Augenpaare, in ein paar Wochen werden es mehrere tausend sein. Der Keller ist brechend voll, die Luft dünn, dann fällt der Strom aus. Er improvisiert, die Fassung kommt ihm keine Sekunde abhanden. James Bay rettet sich in die Routine. Er ist 24. Mister Bay, wie haben Sie es geschafft? „Musik ist wie ein Muskel“, sagt der Brite mit den Storchenbeinen, „je mehr man ihn benutzt, desto stärker wird er.“