Jesper Munk

von Roberta Fischli

JesperMunk_Pressefoto_5_Credit_Luis_Einhauser

Bild: Warner Music Group Germany

Mit sechzehn wusste der Sohn eines Deutschen und einer Dänin, was er mal werden wollte (Roboteringenieur, Goldschmid, Gitarrenbauer), und was er ganz bestimmt nicht werden wollte (das gleiche wie sein Vater). Eines Tages schleppte ihn ein Kumpel dann trotzdem in den Proberaum und drückte ihm eine Bassgitarre in die Hand. Jesper maulte rum, er könne sowieso nicht spielen. Dann lernte er seine erste Tonfolge und ergab sich seinem Erbgut. Wenig später entdeckte er beim Schulschwänzen ungeahnte Möglichkeiten in seiner Stimme („Wir saßen im Wohnzimmer einer Freundin und ich sang einfach mal richtig laut“). Das klang so gut, dass er begann, auf der Straße zu spielen. Dort entdeckten ihn die Herren vom Bayerischen Rundfunk. Darauf folgten ein Konzert und eine Support Tour. Der Rest erinnert an eine lineare Progression: steil nach oben. Es folgten ein Debüt-Album (For In My Way It Lies), das nach Shakespeare benannt war, Jubel im Feuilleton, James Dean Vergleiche und ein paar Bemerkungen zu Justin Bieber. Munk spielte weiter. Das Resultat? Eine Tour im April, ein neues Album (Claim), auf dem es kratzt, jault und flüstert und das nach Bluesrock-Gesichtspunkten reifer daher kommt, als es 22 zarte Jahre vermuten ließen. Mittlerweile produziert der Junge mit dem Nils Holgersson Gesicht mit seinem Vater, ist noch immer nicht auf Spotify, und nennt Jon Spencer als Idol. Und statt zu tindern schwärmt er von der Shakespeare-Liebe seiner Freundin. Jesper Munk, bist du in der falschen Zeit geboren? Er sagt: „Wer das denkt, macht es sich zu einfach.“ Seine Musik klingt vielleicht wie aus der Zeitmaschine. Er ist es ganz bestimmt nicht.

 

Erschienen im INTERVIEW Magazine Germany vom April 2015.